Von der Erstniederlassung der Johanniter zum Modellprojekt
Das Gelände der Komturei befindet sich im Zentrum der Hansestadt Werben, direkt neben der Johanniskirche.

Im Jahre 1134 gründete Markgraf Albrecht der Bär eine Johanniterniederlassung in Werben. Sie war die erste und für gut 200 Jahre die wichtigste Niederlassung des Ordens im östlichen Norddeutschland. Das Ensemble bestand aus einem Konventshaus, in dem die Ordensbrüder gemeinschaftlich lebten, und Wirtschaftsgebäuden, die sich um einen Hof gruppierten.

Die Johanniter entstanden aus einer Gruppe süditalienischer Kaufleute, die in Jerusalem ein Hospital und eine Kirche stifteten, um kranke Pilger:innen zu versorgen. Sie weihten die Gemeinschaft dem heiligen Johannes. Im Laufe der Zeit erwarben sie durch Schenkungen immer mehr Ländereien, und ihr Einfluss breitete sich multinational aus. Die Ländereien mussten geschützt werden, weshalb der Orden zunächst Söldner und später Ritter anwarb. Die Struktur des Ordens war nun stark von Adel und Rittertum geprägt.

Das um 1180 erbaute Romanische Haus am nordwestlichen Rand des Komtureigeländes ist im Besitz der Stadt Werben und wurde denkmalgerecht saniert. Es weist auf frühe Bautätigkeiten des Johanniterordens hin. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Johanniterorden vollständig protestantisch.
Nach der Reformation 1809 wurde die Kommende in eine Domäne, also eine staatliche, preußische Domäne umgewandelt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Anlage baulich weitgehend erneuert. Auf den historischen Fundamenten entstanden stattliche, typisch preußische Backstein- und Wirtschaftsgebäude, die das Ortsbild prägten, sich aber stets der Johanniskirche unterordneten.

Während der DDR war die Domäne Teil der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Die Gebäude wurden instandgehalten und um einfache Nutzbauten ergänzt. Bewohner:innen der Stadt und der Umgebung, aber auch von weiter weg, schildern heute noch ihre Alltagserlebnisse, während Ihrer Berufszeit auf der Komturei.  

Seit der Wende wurde ist das Grundstück überwiegend informell genutzt, Erzählungen berichten von tollen Festen, wilden Partys oder Public Viewings, welche die Komturei beherbergt hat. Dennoch trieb die Witterung den Zerfall der historisch bedeutsamen und denkmalgeschützten Gebäude zunehmends voran. Ihr Zerfall bedeutet den Verlust eines bedeutenden, räumlichen Ankerpunkts in Werben.

Durch eine Sanierung des Komturei-Geländes und der Zuführung zeitgemäßer Nutzungen wird der Stadtkern als lebendiges Zentrum Werbens vervollständigt.
Die Geschichte der Komturei spannt einen Bogen vom 11. Jahrhundert bis in die Gegenwart - in diesem Sinne soll sich das Sanierungsprojekt in die Geschichte einfügen und diese fortschreiben.

Historische Karte von 1811 - Das Verwalterhaus in seiner heutigen Form ist noch nicht erbaut, es wurde vermutlich auf den jetzt sichtbaren Gewölben errichtet
Karte: Landesarchiv Sachsen-Anhalt / zvg Werner Eifrig
Buch Anweisung für Domänebauten
Foto zvg: Christoph Schorlemmer  
Blick auf die Komturei und die Hanstestadt Werben
Foto zvg: Werner Eifrig
AFEA   ASSOCIATION FOR ECOLOGICAL ARCHITECTURE